Bericht (Von Michael Baumann)
Sieg oder Niederlage, Zufriedenheit oder Enttäuschung?
Das sind Fragen, die sich sicherlich der oder andere Sportler schon einmal nach einem Wettkampf gestellt hat.
Auch ich habe mir diese Fragen nach meiner Teilnahme am Ironman in Frankfurt gestellt. Hier der Versuch sie zu beantworten.
Gewinnen können wir als Breitensportler bei einem solchen Wettkampf gar nichts, nicht einmal einen Blumentopf. :-(
Dafür sind die Profis und auch das internationale Starterfeld im Allgemeinen zu stark.
Es ist bei einem Ironman immer wieder interessant und reizvoll, wie viele ambitionierte Triathleten es deutschlandweit und weltweit gibt und
was diese Sportler für die Teilnahme an dieser einen Veranstaltung, dem sportlichen Highlight eines Jahres, möglicherweise sogar des Lebens,
aufopfern und was sie am Tag X zu leisten imstande sind.
So war zum Beispiel in Frankfurt sehr beeindruckend, dass ca. 200 mexikanische Triathleten am Start waren.
Wer die Mexikaner kennt, weiß, dass das gleichzeitig auch ein Stimmungsgarant ist. Tolle Sache!
Sofern man das Ziel erreicht, also ein Finisher ist, kann man kein Verlierer sein.
Dafür ist die erbrachte Leistung (egal in welcher Zeit) zu respektabel. Verloren habe ich also nicht.
Ich habe ja schließlich auch gefinished.
Bleibt die Frage, ob meine erreichte Zielzeit von 10h:30min ein Erfolg oder eine Niederlage war!? Hier bin ich ein wenig unschlüssig.
Im Vergleich zu meinem ersten Ironman vor zwei Jahren in Regensburg habe ich mich um 3 Minuten verschlechtert. => Niederlage? May be.
Anders formuliert: Ich habe meine Zeit von Regensburg (nahezu) bestätigt. => Erfolg? Ja!
Ich habe meine gewünschte Zielzeit um 15 Minuten verfehlt. => Niederlage? Ja!
Gesamtplatz: 604, Platz 139 in der AK 40. => Das sehe ich eher als Erfolg, weil vorderes Mittelfeld.
Fazit: Unentschieden! ;-)
Mit der Beantwortung der Frage nach Zufriedenheit oder Enttäuschung tue ich mich noch schwerer. Meine Erwartungserhaltung vor dem Wettkampf war eine Höhere.
Und auch während des Wettkampfes konnte ich meine Erwartungshaltung sehr lange aufrechterhalten.
1h:12min fürs Schwimmen waren für mich phänomenal und wirkten sich zunächst äußerst positiv auf mein Befinden aus.
Ich hatte das Gefühl, dass das mein Wettkampf wird. :-) Ein solches Gefühl ist manchmal Gold wert.
So kam es, dass es mir auf dem Rad wirklich gut ging und ich mit meiner Radzeit von 5h:17min sehr zufrieden bin. Von phänomenal würde ich hier aber nicht reden.
Die Radstrecke war sehr anspruchsvoll, vor allem aufgrund des extrem starken Regens und Windes auf den ersten 100km.
Nach 6h:36min auf die Laufstrecke, das sah zunächst sehr vielversprechend aus und weckte in mir die Hoffnung, deutlich unter meiner gewünschten Zielzeit zu bleiben.
Selbst das Unterbieten der 10-Stundenmarke hielt ich für machbar. Bis Kilometer 8 war diese Hoffnung auch berechtigt. Aber dann war es vorbei.
Mindestens im Halbstundentakt musste ich meine Ziele korrigieren. Zunächst waren es wieder die 10h:15min, dann war es die Zeit von Regensburg, dann unter 10h:30min und
auf den letzten 2 Kilometern genau 10h:30min. Dieses Ziel habe ich dann mit Hängen und Würgen noch erreicht.
Daraus lässt sich ableiten, dass ich mit dem Ergebnis eigentlich nicht zufrieden sein kann.
Und das ist sicherlich auch so. Dennoch gibt es einen Aspekt, der eigentlich eine gewisse Zufriedenheit auslösen sollte.
Wenn bei dem Absolvieren eines Wettkampfes (vor allem bei einer Langdistanz) Störfaktoren auftreten,
dann verliert man schnell in Abhängigkeit der Intensität der Störfaktoren viele Minuten, möglicherweise Stunden oder man kommt gar nicht ins Ziel.
Ich hatte im Vorfeld und während des Wettkampfes einige (nicht unbeträchtliche) Störfaktoren:
Geprellte Hüfte von einem Radsturz eine Woche vor dem Wettkampf während der Streckenbesichtigung in Frankfurt,
Unausgeschlafen am Start aufgrund von Materialproblemen, die ich von Freitag auf Samstag in der Nacht bis 1Uhr beheben musste und einem grottenschlechten Hotel in Frankfurt,
Hungerast beim Laufen, weil mein Konzept Maltodextrin beim Radeln nicht aufgegangen ist und
3x Toilettenbesuch während des Wettkampfs. :-O
Dass sich diese Störfaktoren nur mit 15 Minuten auf mein ursprüngliches Ziel ausgewirkt haben, und dass sie obendrein auch noch dumm und teilweise vermeidbar waren, stimmt mich eigentlich doch positiv. Und zwar für meine nächste Langdistanz. ;-) 2013 Roth! Ich freue mich schon jetzt darauf, vor allem auch weil Roth 2013 ein großes Vereinsevent mit mehreren Teilnehmern aus unserem Verein werden soll. Hoffentlich fällt es mir dann leichter, die eingangs genannten Fragen zu beantworten!
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